Donnerstag, den 30. April 2009 |
Walpurgisnacht
Der Walpurgisnachtstraum von Johann Wolfgang von Goethe aus dem ersten Teil des Faust durfte wegen seiner drastischen Anspielungen lange Zeit nicht aufgeführt werden.
Junge Hexe:Der Puder ist so wie der RockMatrone:
Für alt' und graue Weibchen,
Drum sitz ich nackt auf meinem Bock
Und zeig ein derbes Leibchen.Wir haben zu viel LebensartKapellmeister:
Um hier mit euch zu maulen!
Doch hoff ich, sollt ihr jung und zart
So wie ihr seid, verfaulen.Fliegenschnauz und MückennasWindfahne (nach der einen Seite):
Umschwärmt mir nicht die Nackte!
Frosch im Laub und Grill im Gras,
So bleibt doch auch im Takte!Gesellschaft, wie man wünschen kann:Windfahne (nach der andern Seite):
Wahrhaftig lauter Bräute!
Und Junggesellen, Mann für Mann,
Die hoffnungsvollsten Leute!Und tut sich nicht der Boden auf,Xenien:
Sie alle zu verschlingen,
So will ich mit behendem Lauf
Gleich in die Hölle springen.Als Insekten sind wir da,Hennings:
Mit kleinen scharfen Scheren,
Satan, unsern Herrn Papa,
Nach Würden zu verehren.Seht, wie sie in gedrängter ScharMusaget:
Naiv zusammen scherzen!
Am Ende sagen sie noch gar,
Sie hätten gute Herzen.Ich mag in diesem HexenheerCi - Devant Genius der Zeit:
Mich gar zu gern verlieren;
Denn freilich diese wüßt ich eh'r
Als Musen anzuführen.Mit rechten Leuten wird man was.Neugieriger Reisender:
Komm, fasse meinen Zipfel!
Der Blocksberg, wie der deutsche Parnaß,
Hat gar einen breiten Gipfel.Sagt, wie heißt der steife Mann?
Er geht mit stolzen Schritten.
Er schnopert, was er schnopern kann.
»Er spürt nach Jesuiten.«
Die Kreuzberger Maienfestspiele haben begonnen ... [Photo: Gabi]
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Freitag, den 8. Juni 2007 |
Mascha Kaléko
Beinahe verpennt: Gestern wäre die »Großstadt-Lyrikerin« Mascha Kaléko (1907 - 1975) 100 Jahre geworden. Wir gratulieren nachträglich mit diesem Video:
Hier mehr zum Film und hier findet Ihr noch mehr Videos vom Poem-Projekt zur Lyrik des Heimatverlusts und Exils.
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Montag, den 30. April 2007 |
Walpurgisnacht
Die Kreuzberger Maifestspiele haben begonnen...
Am Kreuzweg weint die verlassene Maid,
Sie weint um verlassene Liebe.
Die klagt den fliegenden Wolken ihr Leid,
Ruft Himmel und Hölle zu Hülfe. -
Da stürmt es heran durch die finstere Nacht,
Die Eiche zittert, die Fichte kracht,
Es flattern so krächzend die Raben.
Am Kreuzweg feiert der Böse sein Fest,
Mit Sang und Klang und Reigen:
Die Eule rafft sich vom heimlichen Nest
Und lädt viel luftige Gäste.
Die stürzen sich jach durch die Lüfte heran,
Geschmückt mit Distel und Drachenzahn,
Und grüßen den harrenden Meister.
Und über die Heide weit und breit
Erschallt es im wilden Getümmel.
»Wer bist du, du schöne, du lustige Maid?
Juchheisa, Walpurgis ist kommen!
Was zauderst du, Hexchen, komm, springe mit ein,
Sollst heute des Meisters Liebste sein,
Du schöne, du lustige Dirne!«
Der Nachtwind peitscht die tolle Schar
Im Kreis um die weinende Dirne,
Da packt sie der Meister am goldenen Haar
Und schwingt sie im sausenden Reigen,
Und wie im Zwielicht der Auerhahn schreit,
Da hat der Teufel die Dirne gefreit
Und hat sie nimmer gelassen.
Theodor Storm: Walpurgisnacht. Und das ist auch der heutige »Google des Tages«. [Photo: Gabi]
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Montag, den 9. April 2007 |
Das Ostermontagsgedicht
Einer alten Tradition folgend ein buntes Blumenphoto und das Ostermontagsgedicht:
Sonett an den Berliner Osterhasen
Die Berliner Osterhasen wohnen in den U-Bahn-Schächten.
Die Eier sind metallic-blau bemalt,
Die Schokoladentierchen sind verstrahlt.
Schelme, wenn sie sich dabei etwas dächten.
Am Ostermontag zum Frühschoppen
Sucht jeder Hase seine Weddinger Stammkneipe auf,
Um mit Freunden eine Runde Skat zu kloppen.
Sie erzählen von ihrer Arbeit und schneiden mächtig auf.
Abends sind sie dann betrunken —
Laut gröhlend: »Es wird einmal ein Wunder geschehn« —
Wieder in ihrem Schacht versunken.
Einige Passanten bleiben kopfschüttelnd stehn,
Denen sie beim Abschied zugewunken,
Und glauben, sie hätten weiße Mäuse gesehn.
Und nicht vergessen: Heute abend um 21:00 Uhr zur Verlosung in den Sandmann. (Is ja nich uff'm Wedding, aba ooch scheen...) [Photo: Gabi]
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Montag, den 14. März 2005 |
Kein schöner Ding auf dieser Welt...
Georg Weerth (frech aus dem Frame heraus verlinkt) wußte es schon 1848:
Kein schöner Ding auf dieser Welt,
Als seine Feinde zu beißen,
Als über all die plumpen Geselln
Seine lustigen Witze zu reißen.
Quelle: Helmut Barth (Hg.): Zum Kulturprogramm des deutschen Proletariats im 19. Jahrhundert, Dresden (Verlag der Kunst) 1978.
Georg Weerth im Projekt Gutenberg.
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Sonntag, den 6. März 2005 |
Deutsche Gedichte
Auch alphabetisch sortiert. Diesmal von Sophie Albrecht bis Kathinka Zitz-Halein. Dazwischen gibt es aber auch einige Dichterinnen (und Dichter), die man kennt.
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Balladen Online
Alphabetisch sortiert von Brecht bis Uhland.
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Ein fröhliches Lied zum Sonntagmorgen
Um die Kälte in der Welt zu vertreiben...
Lied der Petroleure
(Melodie: Mamsell Angôt)
Wir sind die Petroleure,
Da weiß ja jedermann;
Drum tun wir alle Ehre
Dem Petroleum an.
Und weil's so schön zum Brennen ist
Und uns viel Licht verschafft,
Sei auch Petrol zu dieser Frist
Uns dieser Gerstensaft!
Hier Petroleum, da Petroleum,
Petroléum um und um!
Laßt die Humpen frisch voll pumpen:
Dreimal hoch — Petroleum!
Philister rümpft die Nase
Und meint, es riecht nicht gut,
Schimpft hinter seinem Glase
Uns »Sozialistenbrut«.
Er liest im Geldsacksblatt sich dumm,
Glaubt, was er liest, sei wahr —
Brenn heller, lieb Petroleum,
Mach ihm den Standpunkt klar!
Hier Petroleum, da Petroleum,
Petroléum um und um!
Laßt die Humpen frisch voll pumpen:
Dreimal hoch — Petroleum!
Schon brennt es in den Städten
So licht und frank und frei;
Man spürt, daß es vonnöten
Auch auf den Dörfern sei;
Selbst im Verborgnen leuchtet schon,
Man ist vor Staunen stumm,
Trotz Sub- und Ordination,
Hell das Petroleum!
Hier Petroleum, da Petroleum,
Petroléum um und um!
Laßt die Humpen frisch voll pumpen:
Dreimal hoch — Petroleum!
Und ob auch trüb die Zeiten,
Wir wollen treu vereint
Stets mutig vorwärts schreiten,
Ist mächtig auch der Feind.
Und sperrt der Bruder Staatsanwalt
Auch einmal einen ein,
Kriegt's Petroléum mehr Gehalt
Und brennt noch mal so rein!
Hier Petroleum, da Petroleum,
Petroléum um und um!
Laßt die Humpen frisch voll pumpen:
Dreimal hoch — Petroleum!
Petroleum-Genossen,
Ihr Brüder, wanket nicht!
Tut jeder unverdrossen
Der Petroleuren-Pflicht!
Wir kümmern uns den Kuckuck um
Die Liberalerei,
Das Wahlrecht und Petroleum
Ist unser Feldgeschrei
Hier Petroleum, da Petroleum,
Petroléum um und um!
Laßt die Humpen frisch voll pumpen:
Dreimal hoch — Petroleum!
Text: Jakob Audorf (1835 - 1898), Maschinenbauer, Aktivist der Arbeiterbewegung und Redakteur, unter anderem im »Hamburg-Altonaer Volksfreund« und im »Hamburger Echo«. Quelle: »Des Morgens erste Röte«. Frühe sozialistische deutsche Literatur 1860 - 1918, herausgegeben vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Leipzig (Verlag Philipp Reclam jun.) 1982.
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Sonntag, den 20. Februar 2005 |
Was reimt sich eigentlich auf Boden?
Nein, nicht nur das Wort, an das Ihr denkt. Hier gibt es noch mehr: 2Rhyme.ch — das deutsche Reimlexikon.
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Montag, den 14. Februar 2005 |
Der Ringelnatz des Tages
Jetzt podcaste ich auch mal wieder: Kniehang (MP3, 0:28 min., 335 KB). [Projekt Gutenberg.DE]
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Das Montagsgedicht
Ich will doch mal eine alte Tradition wieder aufleben lassen.
Sozialist
Wenn ich ans Beten glauben tät,
Verrichtet Tag für Tag ich ein Gebet:
Schütze, o Hergott, unsre Partei
Vor schäbiger, knausiger,
Kleinlicher, lausiger
Kleinbürgerei.
(Verfasser unbekannt, ca. 1893. Quelle: Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR (Hg.): Des Morgens erste Röte. Frühe sozialistische deutsche Literatur 1860 - 1918, Leipzig (Reclam) 1982.)